- Umsatz sinkt um 4,8 Prozent auf 2.592 Millionen Euro zum Großteil bedingt durch Materialpreiseffekte
- Röchling Automotive: Transformationsstrategie greift
- Röchling Industrial: Composites als Wachstumstreiber
- Röchling Medical: Interne und externe Herausforderungen halten an
Mannheim, 11. Juni 2025 | Die Röchling-Gruppe konnte sich im Geschäftsjahr 2024 einer anspruchsvollen Marktlage nicht gänzlich entziehen: Der international tätige Kunststoffverarbeiter mit Hauptsitz in Mannheim erwirtschaftete einen Umsatz von 2.592 Millionen Euro und damit 4,8 Prozent weniger als im Vorjahr, zum größten Teil verursacht durch Materialpreiseffekte. „Unsere Unternehmensbereiche haben sich im vergangenen Jahr aufgrund der verschiedenen Marktbedingungen unterschiedlich entwickelt. In schwierigen Zeiten sind wir mit der Geschäftsentwicklung insgesamt nur zum Teil zufrieden. Die Strategie der Diversifikation sowie die dezentrale Organisation unserer Aktivitäten stärken das Geschäft und geben Rückhalt. Das bestätigt insgesamt den eingeschlagenen Kurs, wenngleich noch einige Aufgaben vor uns liegen“, sagt Raphael Wolfram, Sprecher des Vorstands der Röchling-Gruppe und ab 1. Juli zusätzlich CEO von Röchling Industrial.
Umsatzstärkster Unternehmensbereich war auch in 2024 Röchling Automotive, der mit einem Volumen von 1.241 Millionen Euro das Vorjahresniveau fast erreichte (minus 1,6 Prozent). Die Division setzte dabei ihren Turnaround zu höherer Ertragskraft auch im vergangenen Jahr konsequent fort und baute ihr Produktportfolio für nachhaltige Mobilität weiter aus. In diesem Zusammenhang ist die Konsolidierung der Werke in Deutschland sehr gut vorangeschritten, und es konnte ein erneut hoher Auftragseingang verzeichnet werden. Der Unternehmensbereich Industrial erwirtschaftete 1.123 Millionen Euro (minus 6,9 Prozent), wobei der Rückgang im Wesentlichen auf Preiseffekte zurückzuführen ist. Insgesamt überzeugte die Division mit einer starken Performance und stellte ihre Ertragskraft wiederholt unter Beweis. Der Unternehmensbereich half damit, die schwierige Marktlage von Röchling Medical zu kompensieren. Aufgrund des weiterhin bestehenden Abbaus von Lagerbeständen in der Medizintechnik- und Pharmaindustrie nach der Coronavirus-Pandemie war der kleinste Unternehmensbereich neben internen Herausforderungen stark belastet. Dadurch ging nach mehreren Wachstumsjahren in Folge der Umsatz im letzten Jahr auf 231 Millionen Euro zurück (minus 11,1 Prozent).
In Deutschland sank der Umsatz der Röchling-Gruppe auf 887 Millionen Euro (minus 7,8 Prozent), im restlichen Europa auf 673 Millionen Euro (minus 7,2 Prozent). Das Geschäft in Asien ging auf 392 Millionen Euro (minus 6,2 Prozent) zurück. Wachstumsregion waren hingegen die Amerikas, wo das Volumen auf 642 Millionen Euro stieg (plus 3,2 Prozent).
Rückläufig war auch die Anzahl der Mitarbeitenden, die im Jahresvergleich um 307 auf 11.681 sank. Das lag vor allem an einer Konsolidierung der deutschen Standorte bei Röchling Automotive. 289 Auszubildende gehen ihre ersten beruflichen Schritte in der Röchling-Gruppe (Vorjahr: 307).
Die anspruchsvolle Marktlage hielt auch im ersten Quartal 2025 an. In den ersten drei Monaten erwirtschaftete die Röchling-Gruppe einen Umsatz von 662 Millionen Euro, 34 Millionen Euro weniger als im ersten Quartal des Vorjahrs. Die Zahl der Mitarbeitenden stieg dagegen leicht auf 11.729. Trotz der unklaren Zoll-Politik der USA, anhaltender geopolitischer Spannungen sowie Energie- und Rohstoffpreisen auf teilweise nach wie vor hohem Niveau erwartet die Unternehmensgruppe für das laufende Geschäftsjahr ein gleichbleibendes Umsatzniveau.
„Technische Kunststoffe spielen trotz aller Herausforderungen auf den weltweiten Märkten auch weiterhin eine wichtige Rolle und werden als Branche weiter wachsen. Wir sehen uns für die Zukunft weiterhin gut aufgestellt und sind solide finanziert“, sagt Evelyn Thome, CFO der Röchling-Gruppe.
Röchling Automotive: Transformationsstrategie greift
Der Unternehmensbereich Röchling Automotive zeigte im Geschäftsjahr 2024 eine stabile Umsatzentwicklung – trotz Konsolidierungsmaßnahmen und eines weiterhin heraus-fordernden Marktumfelds. Mit einem Umsatz von 1.241 Millionen Euro verfehlte der Bereich das Vorjahresniveau nur leicht. Die Investitionen in Sachanlagen beliefen sich auf rund 34 Millionen Euro, was den Fokus auf vorsichtiges Cash Management unterstreicht. Die Zahl der Mitarbeitenden lag zum Jahresende bei 5.733 (Vorjahr: 6.082). 85 Auszubildende absolvierten ihre berufliche Qualifizierung bei Röchling Automotive.
Für die Automobilzuliefererbranche war auch das Jahr 2024 von tiefgreifenden Herausforderungen geprägt. Die langsam fortschreitende Transformation hin zur Elektromobilität, strategische Neuausrichtungen von Kunden sowie ein wachsender Wettbewerbsdruck aus China bestimmten das internationale Marktumfeld. Daher nahm auch Röchling Automotive weitere Umstrukturierungen und Konsolidierungen der Produktionsstätten in Deutschland vor und schloss das Werk in Wackersdorf sowie den Standort des Tochterunternehmens Röchling Precision Components in Mainburg.
„Wir haben unsere strategische Ausrichtung konsequent fortgeführt und uns in einem wandelnden Markt behauptet“, sagt Martin Schüler, seit 1. Februar 2025 CEO von Röchling Automotive. Im Mittelpunkt standen die Stärkung der eigenen Entwicklungskompetenz, eine noch engere Zusammenarbeit mit Kunden sowie die bessere Auslastung der weltweiten Kapazitäten. Die Ausrichtung auf nachhaltige Mobilitätslösungen bleibt zentraler Bestandteil der Strategie.
Erstes Quartal 2025 und Ausblick
Im ersten Quartal 2025 erwirtschaftete Röchling Automotive einen Umsatz von 303 Millionen Euro. Das Marktumfeld bleibt komplex: Die anhaltende Unsicherheit im internationalen Handel sowie die Auswirkungen der globalen Zollpolitik führten zu einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft bei Herstellern und Zulieferern.
Im Zuge der Optimierung des weltweiten Produktionsnetzwerks kündigte Röchling Automotive im April an, das Werk in Chengdu/China zum Jahresende zu schließen und die Produktion in andere chinesische Standorte zu verlagern. In die Entscheidung flossen zahlreiche Faktoren ein, darunter die bestmögliche Auslastung vorhandener Kapazitäten und Investitionen, die Berücksichtigung der Kundenstruktur und Lieferketten sowie politische Rahmenbedingungen. „Unser Ziel bleibt es, unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern, die angestrebte Gewinnmarge im Blick zu behalten und die Akquise noch deutlicher zu verstärken, um uns optimal in diesem dynamischen Marktumfeld zu positionieren und dann auch global wieder wachsen zu können“, sagt Schüler.
Röchling Industrial: Composites als Wachstumstreiber
Röchling Industrial beendete das Jahr 2024 trotz der materialpreisbedingt gesunkenen Verkaufspreise und der schwachen Entwicklung in Branchen wie etwa der Chemischen Industrie und dem Maschinenbau mit einem sehr guten Ergebnis. Mit einem Umsatz von 1.123 Millionen Euro liegt der Unternehmensbereich nur hauchdünn unter den eigenen Erwartungen. Die Anzahl der Mitarbeitenden bei Röchling Industrial lag Ende vergangenen Jahres bei 4.623 (plus 108), darunter mehr als 160 Auszubildende.
Der Markt für thermoplastische Halbzeuge war auch im Jahr 2024 anspruchsvoll. Die schwache Marktsituation, kombiniert mit einem starken Wettbewerbsgeschehen, führte zu einem deutlichen Preisverfall. „Den Herausforderungen konnten wir mit einem aktiven Kostenmanagement und einer sehr guten Auftragslage in der Produktlinie Composites erfolgreich entgegenwirken”, sagt Franz Lübbers, CEO von Röchling Industrial. Der Composite-Bereich profitiert weiterhin von Megatrends, wie der Energiewende und dem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, und bildet als strategischer Eckpfeiler einen wichtigen Wachstumsmarkt.
Im Jahr 2024 investierte Röchling Industrial mehr als 74 Millionen Euro in Sachanlagen, etwa in den Neubau des Engineering Centers in Lahnstein/Deutschland sowie in Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen in Nancy/Frankreich. Zudem hat das Unternehmen einen neuen Standort in Chuzhou/China aufgebaut, um die führende Marktposition für Hochleistungskunststoffe in der Wachstumsregion Asien weiter auszubauen und zu stärken. Weiterhin verfolgt Röchling Industrial konsequent seine Nachhaltigkeitsstrategie und erweitert das Röchling Sustainability Center in Geeste-Dalum/Deutschland. „Mit dieser Investition stärken wir die Kreislaufwirtschaft und bauen unsere internationale Vorreiterrolle langfristig aus“, betont Lübbers.
Erstes Quartal 2025 und Ausblick
Zum Jahresbeginn zeichnete sich keine Erleichterung auf dem Markt für thermoplastische Halbzeuge und Fertigteile ab. Trotz gleichbleibend hohen Drucks auf den Märkten hielt Röchling Industrial seinen Erfolgskurs zum Jahresstart bei. Der niedrigeren Nachfrage nach thermoplastischen Halbzeugen steht derzeit eine hohe Nachfrage nach Composite-Produkten gegenüber, insbesondere in den Industrien Transportation und Energie.
Die Aussichten für die Zukunft sind gut, betont Lübbers: „Wir erwarten für Röchling Industrial auch im weiteren Jahresverlauf eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Unser Fokus liegt darauf, unsere Marktführerschaft zu stärken, das Composite-Geschäft weiter auszubauen sowie die Internationalisierung und Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben.“
Röchling Medical: Interne und externe Herausforderungen halten an
Nach einem erfolgreichen Start ins Jahr 2024 war Röchling Medical mit einem schwierigen zweiten Halbjahr konfrontiert und verzeichnet mit 231 Millionen Euro einen insgesamt rückläufigen Umsatz. Die Anzahl der Beschäftigten sank im gleichen Zeitraum ebenfalls um 61 auf 1.267. Zur Belegschaft zählen 43 Auszubildende. Nachdem der Unternehmensbereich in den Vorjahren vor allem in Kapazitätserweiterungen investiert hatte, stand im Jahr 2024 der Ausbau der Automation mit einem Volumen von rund elf Millionen Euro im Fokus.
„Der Umsatzrückgang ist weitestgehend auf ungünstige Marktentwicklungen zurückzuführen. Sowohl Kunden als auch Mitbewerber kämpfen mit Nachwehen von Corona und den durch initiale Versorgungsengpässe anschließend gut aufgefüllten Lagerbeständen”, erklärt Dr. Daniel Bühler, CEO von Röchling Medical. Viele Medizintechnik-Unternehmen und Krankenhäuser haben sich während der Pandemie für weitere Infektionswellen gewappnet und ihre Lager deutlich gefüllt.
Nachdem diese ausgeblieben waren, wurden im vergangenen Jahr primär Überbestände abgebaut. Das führte dazu, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten an die temporär niedrigen Bedarfe anpassen. Die notwendigen Kosteneinsparungen führen zu Restrukturierungen und Stellenabbau, was sich unmittelbar auf das Geschäft von Röchling Medical auswirkte. Der Unternehmensbereich reagierte im Sommer auf diese Entwicklung mit einem Sparprogramm, um die Profitabilität zu sichern. In der Folge arbeitet Röchling Medical an der Umsetzung seiner Strategie hin zu einem integrierten Medizintechnik- und Pharmapackaging-Bereich mit sechs Standorten.
Erstes Quartal 2025 und Ausblick
Obwohl der Umsatz für das erste Quartal mit einem Plus von etwa einem Prozent leicht über dem Vorjahresniveau liegt, bleiben die Umsätze knapp fünf Prozent hinter den Erwartungen zurück. Der schwache Start begründet sich durch die weiterhin angespannte Wirtschaftslage. Die Auswirkungen der US-Politik stellt die Medizintechnik- und Pharmabranche vor große Anforderungen: Infolge des Stellenabbaus sinkt aktuell die Zahl der Neuzulassungen von Medizin- und Pharmaprodukten in den USA. Kunden von Röchling Medical sind unmittelbar durch die entstehenden Verzögerungen betroffen.
Darüber hinaus führen derzeit Zölle zu einer Verteuerung von Vorleistungen und Fertigprodukten, weshalb Kunden zunehmend erwägen, Teile der Produktion in die USA zu verlagern, um diese zu umgehen. Trotz dieser Herausforderungen zeigen Prognosen, dass sich die Märkte voraussichtlich ab dem zweiten Halbjahr 2025 erholen werden. „Wir gehen davon aus, dass daher auch wieder unser Geschäft anziehen wird“, sagt Bühler.