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Meisterstück

Nicht nur die Hochleistungskunststoffe von Röchling sind mehr als komplex – auch die Werkzeuge und Maschinen, mit denen sie hergestellt werden. Deshalb entstehen sie auch nicht irgendwo, sondern werden inhouse von eigenen Experten gefertigt. 18 Werkzeugbauer und sechs Azubis arbeiten alleine am Standort in Waldachtal. Schöpfergeist und Handarbeit sind dabei gefragt. Wir haben einen dieser Werkzeugmechaniker getroffen – und eines seiner Meisterstücke.

Das Werkzeug

 

Tack, tack, tack – alle 20 Sekunden fällt ein fertiges Bauteil aus der Werkzeugform. In drei Schichten täglich, 24 Stunden lang. Summa summarum macht das rund 9.000 Bauteile pro Tag. Verantwortlich: das Spritzgusswerkzeug Nummer 45303375. Seine Bestimmung: Spritzenkörper für Dentalspritzen herstellen. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, denn wie alles im Bereich Medizintechnik müssen auch Dentalspritzen absolut hygienisch sein und unter strengen Reinraumbedingungen produziert werden. Auch die Qualität soll stimmen. Am Ende muss die Wandstärke des Kunststoffkörpers überall exakt gleich sein.

Immer auf Höchstleistung: Rund 9.000 Spritzenkörper für Dentalspritzen produziert dieses Werkzeug täglich.

Der Produktionsprozess eines Bauteils, die sogenannte Zykluszeit, beträgt beim Dentalspritzenkörper rund 20 Sekunden. 20 Sekunden in denen heiße Kunststoffschmelze in das Werkzeug eingespritzt wird, aushärtet – und schließlich aus der Form herausfällt. Wobei der Dentalspritzenkörper nicht nur nach einer einfachen Auf-Zu-Bewegung herausfällt, wie es bei den meisten Werkzeugen der Fall ist. Der Hohlraum und die gebogene Form des Spritzenkörpers gestalten die Herstellung deutlich komplizierter. Wegen der Rundung muss der Kern bzw. Stößel von 45303375 eine bestimmte Drehbewegung beim Rausziehen machen – dafür braucht es also die passende Kernsteuerung, wie die Experten es nennen. Außerdem muss der Kern, bei der Füllphase, richtig abgestützt und gefangen werden – und dabei wirken große Kräfte, 45303375 ist daher aus hochlegiertem Stahl gefertigt und bringt stolze 365 Kilo auf die Waage.

Das Meisterstück ist ein Unikat, sein Preis bewegt sich im mittleren 5-stelligen Bereich. Bis 45303375 bereit für die Serienproduktion war, hat es eine Weile gedauert. Abstimmung, Konstruktion, Werkzeugbau, Bemusterungsphase und Validierung sind 2017 gestartet und dauerten fast ein ganzes Jahr. Aber die intensive Vorarbeit hat sich in Anbetracht der täglichen Höchstleistung gelohnt.

Der Macher

 

Über 100 Werkzeuge gehen bereits auf das Schöpferkonto von Thomas Seeger. Seit zwölf Jahren arbeitet er als Werkzeugmechaniker bei Röchling Medical Waldachtal, ehemals Frank plastic. Damit ist er ein wahrer Wissensträger und Experte im Umgang mit Stahl und hochspezialisierten Kundenwünschen. Fast noch ein bisschen mehr als den Werkstoff Stahl liebt Seeger die Herausforderung: „Am liebsten baue ich hochkomplexe Werkzeuge, die am Anfang vielleicht etwas problematischer sind, aber bei denen der Erfolg am Ende umso größer ist“, sagt er. 45303375, das Werkzeug für den Spritzenkörper, gehört auch dazu.

Neben der Prototypen-Erstellung und dem Bau wartet und optimiert Seeger die Werkzeuge am Standort. Dank kurzer Wege und viel Know-how geht das in Waldachtal ohne großen Zeitverlust. „Das ist ein riesiger Wettbewerbsvorteil, denn in der Serienfertigung zählt jede Minute. Dadurch, dass wir direkt vor Ort sind, entfallen ein aufwändiger Werkzeugversand oder die Abstimmung mit Dritten“, erklärt er.

Werkzeugmechaniker Thomas Seeger an einem seiner Meisterstücke: Werkzeug 45303375. Neben diesem gehen rund 100 weitere Werkzeuge auf sein Schöpferkonto.

Die Ausbildung zum Werkzeugmechaniker dauert dreieinhalb Jahre. „Aber wie bei so vielem hat man dann noch lange nicht ausgelernt. Jedes Werkzeug ist anders und genau das macht den Beruf so extrem vielseitig“, sagt Seeger. Und damit aus vielen Einzelelementen ein funktionierendes Werkzeug wird, braucht es viel Präzision, Geduld und ganz einfach Hand- und Maßarbeit. Ebenso wichtig: Teamfähigkeit. Denn so ein Werkzeug baut niemals einer alleine. Um Seeger herum sind sieben weitere Personen involviert. Sie sorgen dafür, dass die vielen Einzelteile des Werkzeugs überhaupt erst an seiner Werkbank ankommen. Seeger selbst übernimmt dann die Montage und die genaue Anpassung. „Bei uns hat jeder seine Spezialität und kann sein Fachwissen einbringen“, betont er.

Damit sie Kunden in Sachen Bauteil-Geometrie ideal beraten und den Nachwuchs perfekt ausbilden können, bleiben Seeger und seine Kollegen ständig up to date. Durch Schulungen, Vorträge, Messen, Fachmagazine und nicht zuletzt durch Learning by Doing gelingt das und hilft auch dabei, Werkzeuge möglichst langlebig und nachhaltig zu machen. Weil es einen großen Unterschied macht, wie intensiv so ein Werkzeug genutzt wird, gibt Röchling Medical Waldachtal seinen Kunden in Abhängigkeit der Werkzeugauslegung eine Herstellergarantie von wenigen Tausend bis hin zu mehreren Millionen Schuss.

Aber was passiert eigentlich, wenn ein Werkzeug tatsächlich mal ausgedient hat? „Dann wird es entweder beim Kunden eingelagert – oder verschrottet“, erklärt Seeger. Auch 45303375 wird irgendwann in den Ruhestand gehen. Bis dahin wird es allerdings noch eine ganze Weile und viele Dentalspritzenkörper dauern. Und so lange heißt es: Tack, tack, tack.

Eigenschaften Das Werkzeug Der Macher
Name 45303375 Thomas Seeger
Beruf Spritzguss-Werkzeug für Dentalspritzen Werkzeugmechaniker
Alter 1,5 Jahre streng geheim
Größe 29,6 x 44,6 x 39,0cm 175 cm
Bei Röchling im Einsatz seit 2018 seit 2007

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